"Region - Extern (a.d.Via Julia)"
Römermuseum BEDAIVM/Seebruck
(Landkreis Oberbayern; Reg.Bezirk Chiemgau; Gmd.: Seebruck)
Geschichte:
Der römische Ort Bedaivm entstand 50 n.Chr. an der Stelle des heutigen Seebruck. Die Straßenverbindung der ehemaligen Via Julia führte von Juvavum (Salzburg) nach Augusta Vindelicum (Augsburg). Bedaivm entwickelte sich rasch zum Verkehrsknotenpunkt zwischen Inn und Salzach. Hier überquerte die Römerstraße Augsburg - Salzburg auf einer Brücke die Alz. Von Süden her kam eine Straße vom Paß Thurn und führte über Töging nach Regensburg und Passau.
Fast ein Jahrhundert kontiniuierlicher Bodenforschung legte ein eindrucksvolles Bild von der Vergangenheit des Dorfes frei. Zurückverfolgen lassen sich aufgrund Bodenfunden Besiedlungspuren bis in die Jungsteinzeit. In der Vorgeschichte waren noch die Nord-/Südverbindungen dominierend, entlang der Salzach und des Inns, die später während der keltisch/römischen Besiedelungsphase durch die Ost-/Westverbindungen abgelöst wurden. Gegründet wurde Bedaivm in der Mitte des 1.Jhdt.n.Chr., das zur ehemaligen römischen Nachbarprovinz Raetiens - nämlich Noricum gehörte.
Die als Sicherung des Brückenüberganges an der Alz errichtete römische Militärstation entwickelte sich bald zu einem Stützpunkt des Handels und der Wirtschaft. Handwerker, Fischer, Händler und römische Beamte übernahmen den Unterhalt und die Bewachung der
Straße, und versorgten durchziehende Gütertransporte. Reparaturwerkstätten, sowie eine Wechselstation für Pferde und Pferdegeschirr gewährleisteten durchreisenden Soldaten und Kuriere mit Speisen und Nachtquartier. Der Siedlungskern lag im Mündungsgebiet der Alz am Seeufer. An Stelle der heutigen Kirche St.Thomas/St.Stefan stand das ehemalige Römerkastell, dessen teilweise Steinquadern im Kirchenmauerwerk verbaut wurden. Funde - wie z.B. der römische Friedhof, einer Römerdarre - einem Gebäude zum Räuchern von Fisch & Fleisch, sowie Getreide, lassen auf eine intensive Besiedelung des Gebietes schließen. Ein Fundstein des Heiligtums Jupiter Bedaivs, einer lokalen Fluß- und Wassergottheit, wurde bereits von den Kelten unter dem namen "Bid" verehrt.
Gesichert wird der Name der Siedlung durch antike Quellen u.a. dem des Geographen Claudius Ptolemäus (ca. 85-160 n.Chr.) in seiner Aufzählung norischer Städte - Bedakon. Ebenso weist das Itinerarium Antonini mit "Bedaio", sowie der name "Bidaio" in der Tabula Peutingeriana " daruf hin.Nach den Markomanneneinfällen gegen Ende des 2.Jahrhunderts, erfolgte im 3. Jahrhundert nochmals unter dem severischen Kaiserhaus ein erneuter wirtschaftlicher Aufschwung. Durch den Einfall der Alamannen, reduzierte sich die Besiedlung nur mehr in unmittelbarer Nähe des Römerkastells, und wurde später gegen Ende des 4.Jhdt. endgültig aufgegeben. Spätere Annalen (ca. 788n.Chr.) finden sich im Indiculus Arnonis - einer Salzburger Quelle - ein Ort namens "Pontena" (bei der Brücke), sowie 924 der Name "Prucca". Danach verliert sich der Name im Laufe der Geschichte. , .
Seebruck gilt heute in Fachkreisen als einer der besterforschten Römerorte in Bayern. Das Landesamt für Denkmalpflege, konnte neben der archäologischen Freilegung und Vermessung antiker Relikte, riesige Mengen an Kleinfundmaterial sicherstellen, von denen heute zahlreiche Stücke im Museum Seebruck ausgestellt sind. Bildtafeln, Grafiken und ausgewählte Exponate verschaffen dem Besucher einen Eindruck dieser ehemaligen Siedlung. Wanderausstellungen wie u.a. "die Zeitenwende im Alpenvorland", errichtet durch die historische Staatssammlung in München geben ebenso einen ausführlichen Überblick über die wechselhafte Geschichte. Das Museum verfügt über 500 Exponate im Erd- und Obergeschoß, in über 18 modernen Schauvitrinen, die einen Zeitraum von der Steinzeit bis hin zur ersten Ansiedlung der Bajuwaren reichen.Weitere Eindrücke verschaffen dem Besucher u.a. das Freigelände unmittelbar vor dem Museum. Hier sind römische Spolien aus dem 2. und 3. Jahrhundert n. Chr. aufgestellt. Dahinter wurde ein 9 Meter langes Teilstück der 1,60 Meter dicken Ummauerung des spätantiken Kastells freigelegt und restauriert.
Nur 100 Meter weiter westlich, ebenfalls an der Römerstraße, bietet sich dem Besucher ein zweites Freilandobjekt. Es handelt sich um ein jederzeit zugängliches Musterbeispiel Seebrucker Bodenforschung. Art und Beschaffenheit des hier geschickt konservierten Gebäuderestes, einer Hypocaustanlage aus zwei verschiedenen Bauperioden, lassen auf eine "Darre" schließen, auf eine wohl gewerblich betriebene Räucheranlage für Fisch und Fleisch. Auch durch ihre Lage am ehemaligen Seeufer unweit einer zuvor schon freigelegten Bootslände aus römischer Zeit (Großaufnahmen und Originale befinden sich im Museum) lässt sich diese wissenschaftliche Interpretation untermauern.Ebenso besuchenswert ist der "Archäologische Rund-Wanderweg" mit seinen 10 Stationen der die restaurierten Bauobjekte aus verschiedenen Zeitepochen anschulich und praxisnah dem Besucher repäsentiert. Vorteilhaft ist hier die Inanspruchnahme von Fahrrädern, um diesen Rundweg zu erschließen.
Öffnungszeiten und Kontaktadresse des Museums: Römerstraße 3 D - 83358 Seebruck am Chiemsee |
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Von Mai bis September: Dienstag - Samstag 10 - 17 Uhr Sonntag und Feiertag 13 - 17 Uhr Montag geschlossen Februar, März, April, Oktober, November: Dienstag - Samstag 10 - 12 und 14 - 16 Uhr Sonntag und Feiertag 14 - 16 Uhr Montag geschlossen |
Im Dezember und Januar ist das Museum geschlossen! |